Präproduktion
Die Idee
"Ich bin heute wieder so früh
aufgewacht und konnte nicht schlafen." "Ach ja?! Warum?" "Die
Vögel haben wieder so laut gezwitschert." Aus der kurzen Unterhaltung
mit einer Freundin entwickelte Zubin Sethna die Filmidee, daraus einen Filmstoff
zu machen. Noch eine andere scherzhafte Unterhaltung mit einer anderen Freundin
und die Moorhuhnkomponente war hinzugekommen. Zubin Sethna machte sich daran
eine Drehbuchfassung zu schreiben, um die Idee festzuhalten. Nachdem er sich
entschloß diese Idee tatsächlich umzusetzen, wurde das Drehbuch
noch einige Male überarbeitet. Insgesamt gab es sechs Drehbuchfassungen
bis zum finalen Skript.
Nun begann Sethna sich einen Überblick zu verschaffen, was möglich
sei, von der Idee in Realität um zusetzen. Dazu traf er sich mit Matthias
Klein, der ihn, besonders hinsichtlich der Möglichkeiten im Effektbereich
beraten sollte und Markus Bäuerle. Ganz unterschiedliche Ideen wurden
zusammengetragen. Es wurde ein Storyboard gezeichnet, um sich besser festlegen
und Dinge konkreter planen zu können.
Der erste Kontakt:
Das diese Produktion überhaupt in
diesem Rahmen stattfinden konnte, verdankt sie natürlich allen Beteiligten.
Allerdings waren die Ausmaße dieser Produktion nicht gleich so angelegt
gewesen. Zuerst sollte der Finanzrahmen bis zu maximal € 2500 betragen.
Auf keinen Fall mehr. Durch Dieter Naumann, einen Arbeitskollegen von Zubin
Sethna, lernte er Jürgen Zarda kennen. Durch diesen Kontakt fing das
Projekt erst richtig an ins Rollen zu kommen. Zarda sollte sich unverbindich
das Drehbuch durchlesen und sich das potentielle Set angucken. Damals war
das Set noch in einem Raum bei VCC Perfect Pictures geplant gewesen. Bald
war klar gewesen, daß Zarda mitmachen würde und eine Crew zusammenstellen
könnte. Gleichzeitig wurde Sethna aber auch klar, daß der zuerst
geplante Rahmen nicht einzuhalten war. Nun mußte eine wichtige Entscheidung
getroffen werden: Entweder man entschied sich für eine Lösung, die
weniger professionell war, dafür aber den Finanzrahmen einhalten würde
oder man würde sich für eine Highend-Produktion entscheiden, die
deutlich über den eingeplanten Kosten läge. Keine einfache Entscheidung,
da das gesamte Projekt von Sethna privatfinanziert werden würde. Sethna
sah darin trotzdem eine einmalige Chance, die ergriffen werden mußte;
und so entschied er sich für die teurere, aber aufwendigere Lösung.
Alsbald kamen Kameramann Mathias Neumann dazu, um das Drehbuch und das Storyboard
zu besprechen. Dort entstand auch die Idee zu dem "Ohrshot".
Das Zimmer:
Woher ein Zimmer nehmen?
Ein
versifftes New Yorker Appartement sollte es sein. Soweit so gut. Außerdem
war die Aussicht wichtig.
Die Landschaft sollte sich in verschiedene
Ebenen gliedern, um später den Charakter des Moorhuhnspiels widergeben
zu können. Schon wesentlich schwieriger. Sethna begann sich umzuschauen,
wo ein solches
Projekt möglich wäre, konnte aber nichts adäquates finden.
Eines Nachmittags saß Sethna in einer Suite seiner Firma und sah zum
Fenster raus. Die ganze Zeit war die ideale Aussicht vor seiner Nase gewesen!
Es gab nur einen Nachteil: Die Aussicht war zur Nordseite des Gebäudes,
so daß die Sonne niemals als, wie Sethna es sich vergestellt hatte,
"Strahlenteppich" durchs Fenster strahlen würde. Ebenfalls
begeistert von den Ziegelsteinwänden in der Suite, wollte Sethna erst
dieses Zimmer, als Set einrichten. Aber bestimmte Anforderungen müssen,
neben Aussehen, an ein solches Set gestellt werden. Es muß vor allem
genügend Platz, aber auch Starkstromanschluß, etc. vorhanden
sein. Es standen Säulen im Weg und die Anbringung von künstlichen
Wänden wäre auch sehr problematisch gewesen. Außerdem hätte
das Set nicht 100% sicher zur Verfügung gestanden.
Durch Dieter Naumann wurde Sethna auf eine leerstehende Etage aufmerksam
gemacht, die gerade mal einen Stock höher lag, als die o.g. Suite und
die gleiche Aussicht bot. Nach einigen Telefonaten, stand Sethna eine Fläche
von ca. 800m² zur freien Verfügung. Das hatte entscheidene Vorteile:
Man könnte in einer Ecke einfach und ohne Zeitdruck ein Zimmer errichten,
den Rest des Platzes für die Filmausrüstung benutzen, den Kamerakran
genügend Freiraum geben (hat eine größere Ausladungsfläche
und Schienen müssen verlegt werden) und eine künstliche Wand hochziehen.
Diese war so wichtig, um später Kamerapositionen einnehmen zu können,
die "hinter" der Wand liegen würden.
Allerdings waren alle Wände weiß und die Ziegelsteinwand stand
auch nicht mehr zur Verfügung. Aber die Vorteile überwiegten deutlich.
Schon
mal versucht ein neuwertiges Zimmer alt zu machen?
Zuerst wurde die künstliche Wand
eingebaut. Anschließend wurde dann das Zimmer gelb gestrichen und
mit schwarzer Farbe, Spraydosen und Kaffee! "verdreckt". Der Countdown
zum Dreh lief und neben den ganzen anderen organisatorischen Arbeiten, versuchte
Sethna das Zimmer fertig zu machen. Ein Tag vor Drehbeginn erfuhr er, daß
das Zimmer zu hell sei. Es muß deutlich dunkler werden, damit das
geplante volumetrische Licht sich von der Wand deutlich abhob, um als Strahlenteppich
zu wirken. So mußte das Zimmer schnell um gestrichen werden: dunkelbraun
und mit gelber Farbe "verdreckt".
So, und jetzt
wird's wohnlich gemacht!
Ein leerstehendes Zimmer zu haben, hat auch seine Nachteile: Damit es bewohnt
aussieht muß alles
angeschafft werden. Ein aufwendiges Unterfangen. Nehmen wir doch z.B. mal
das Bett. Woher ein
benutzes Bett nehmen, das in den gesuchten Stil paßt? Wenn man Glück
hat, ist vielleicht gerade Sperrmüll.
Dort stand aber nicht das richtige Bett. Also, ein neues Bett kaufen und
künstlich abnutzen? Nicht ganz billig
und außerdem findet man gerade dann kein einfaches Bett, sondern immer
zu moderne. Eine Idee: Warum
nicht sich ein Bett aus dem Gefängnis besorgen? D.h. man muß
sich mit der Presseabteilung der Polizei in Verbindung setzten. Dort holt
man sich nach einigen Telefonaten das Ok. Dann setzt man sich mit der Hausverwaltung
des entsprechenden Gefängnisses in Verbindung und organisiert den Transport.
Man klärt
mit dem Hausmeister alles ab und hat letztendlich irgendwann ein Bett im
Zimmer stehen. Und dann hat man
ein Bett. Da fehlen Schränke, Teppichboden, Tische, Sofa, Stühle,
andere Requisiten und vor allem Alltagsgegenstände. Übrigens:
Die Ziegelsteine bekam Sethna auch noch. Die häßliche Heizung
im Raum,
die das ganze Flair zerstörte, wurde einfach mit Ziegelsteinen umsellt.
Und voilà: Man hat eine Bar!